Nicht grau: DDR-Mode im fotografischen Fokus…
Mit der Kamera unterwegs … auch im kreativen Modebereich: die Fotografin Sigrid Schmidt
1989 habe ich als freiberufliche Fotografin gearbeitet. Ich selber hatte nie die Absicht auszureisen. Ich habe nie drüber nachgedacht, ob ich von hier weg will. Ich hatte eigentlich immer schöne Arbeit, die mir und meiner Mentalität entgegenkam. Ich machte Modefotos, habe auch für den Brockhaus-Verlag kleine Fotobücher gemacht, landschaftliche Sachen.
Ich hatte einen Auftrag für eine Jugendmodezeitung in Leipzig. Da kamen eine Modegestalterin und ein Fahrer. Es gab so einen kleinen Wagen, in dem die Sachen hingen und in dem sich die Mädchen umziehen konnten. Wir hatten die erste Serie in der Stadt fotografiert und dann ging mir ein Objektiv kaputt. Ich rannte in diesen Industrieladen in der Hainstraße. Da gab es einen großen Fotoladen und die hatten dieses Objektiv da. Sie kannten mich auch gut und ich habe es auch sofort gekauft. Wir arbeiteten dann weiter. Und ich gebe meine Dias im Verlag ab und da ruft mich die Kollegin an und meint: Frau Schmidt, diesmal sind bei Ihnen alle Sachen unscharf. Kommen sie mal schnell zu uns. Wir mussten dann das ganze Heft wiederholen. Mir ging es so schlecht. Das war mir in meinem Leben noch nie passiert. Es waren nur die Fotos mit dem neuen Objektiv. Ich schickte das Objektiv nach Jena in die Reparatur. Und die haben die Garantieansprüche erfüllt und das Objektiv repariert. Ich habe es dann in Ruhe getestet, was ich ja vorher nicht konnte. Es gibt bestimmte Dinge, die du fotografieren musst, um die Auflösung zu prüfen. Das Objektiv war okay. Es ist dann mein Lieblingsobjektiv geworden. Dann haben wir die Kosten für die ganzen Wiederholungen an die Firma Carl-Zeiss-Jena geschickt. Die haben das natürlich abgelehnt. Ich bekam einen ganz gemeinen Brief, dass ich als Profi doch meine Einstellparameter überprüfen soll. Und dass ich der Arbeiterklasse unterstelle, Mist zu produzieren. Der Künstlerbund hatte einen Justiziar und der kannte all die Künstlerprobleme. Dem schickte ich dann diesen Briefwechsel und der regelte das auch. Wir haben dann unser Geld bekommen. Heute weiß ich aber, dass es jetzt auch nicht anders läuft. Du wirst erst mal in die Ecke gedrängt…