Edda Minkus

Edda Minkus

1989: 43 Jahre, alleinerziehend, 2 Töchter, Projektierungsingenieurin

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Im Herbst 1989 lebte ich in Leipzig. Ich war 43 Jahre alt, alleinerziehende Mutter von 2 Töchtern (16 und 18) und arbeitete als Projektierungsingenieur. Um Politik kümmerte ich mich wenig, da ich der Meinung war, das hätte ja sowieso keinen Zweck. Zudem hatte ich damals ein ziemlich zeitintensives Hobby: Ich war Sängerin in einer Tanzmusikband und fast jedes Wochenende unterwegs. Natürlich verfolgte ich im West-Fernsehen die Unruhen im Land und wusste auch von den Montagsdemos in Leipzig, hatte aber noch an keiner teilgenommen.

Am Samstag, dem 7. Oktober 1989, spielte ich mit meiner Band anlässlich des 40. Jahrestages der DDR im damaligen „Burgkeller” in der Grimmaischen Straße (heute “Alex”) abends zum Tanz. Plötzlich hörten wir mitten in einem Song von draußen immer lauter werdende Geräusche. Es klang bedrohlich, und als wir hinausliefen, sahen wir einen Aufmarsch der Kampfgruppen in voller Montur mit Helm und Schild, die im Takt mit ihren Gummiknüppeln auf die Schilde schlugen. Diese Demonstration der Allmacht des Staates zum Zwecke der Einschüchterung der revoltierenden Massen war einfach beängstigend. Wir wurden unmissverständlich wieder in das Tanzlokal geschickt und zum Weiterspielen aufgefordert.

Weiterlesen: in „Mutter sorg’ dich nicht. Hier ist alles in Ordnung. Alltägliches aus 1989“. Publikation der Frauenkultur Leipzig, 2009; 2. Auflage in 2021. Klick hier ->